Kreative, kleine Browserspiele zur kognitiven Enspannung

Dies ist ein Gastbeitrag von meinem alten Schulfreund Pascal. Er ist promovierter Philosoph, Diplom-Mathematiker und betreibt einen Expertendienst zu Finanzmarktanalysen.

Vor wenigen Jahren habe ich neben einer Vollzeittätigkeit als Unternehmensberater in der Finanzbranche ein Promotionsprojekt gestartet. Kurz davor hatte ich gerade ein Doppelstudium in zwei recht anspruchsvollen Studiengängen abgeschlossen. Wie man sich wohl denken kann, war ich ab einem bestimmten Moment kognitiv ausgebrannt. Als bestes Gegenmittel hat sich für mich Gaming erwiesen, weil man sich mit gut gemachten Computerspielen mit geringen Einstiegshürden für eine ganz begrenzte Zeit intensiv ablenken kann. Die volle Aufmerksamkeit wird auf ein begrenztes und lösbares Spielproblem gerichtet.

Technische Zugangshürden erschweren allerdings aus meiner Sicht die breitere Annahme von geeigneten Spielen: man muss installieren, abonnieren oder Accounts mit Passwörtern erstellen. Das finde ich nervig. Eine Lösung sind Browsergames, die in JavaScript programmiert werden. Man kann sie so programmieren, dass man von jedem Desktop-Compuer aus mit einem Internet-Browser das Spiel einfach aufrufen kann, genauso wie man eine Webseite aufruft. Für die Entwickler liegt die Schwierigkeit darin, dass andere Plattformen bereits viel ausgereiftere Tools für die Spiele-Entwicklung bieten. Deshalb gibt es auch nur recht wenige kreative und ausgereifte Browser-Spiele.

Da ich selbst gerne programmiere, habe ich einige Ideen in bisher noch kleine Browserspiele umgesetzt, und ich bin mit den Ergebnissen sehr zufrieden. Im weiteren Text werde ich ein paar Worte zu meinen Erfahrungen der kognitiven und psychologischen Wirkung verlieren. Außerdem möchte ich erklären, warum Computerspiele im Allgemeinen eine stimulierende Kunstform mit großer Vielseitigkeit sein können.

Meine Spiele

Meine bereits fertig gestellten Spiele:

  • Rrob.org ist ein Tower Defense-Spiel mit unendlichen vielen zufällig generierten Leveln. Manche Level sind sehr einfach und andere können nur auf ganz bestimmte Weise gelöst werden. Es gehört auch zum Spiel zu erkennen, wenn ein Level gar nicht lösbar ist.
  • Lootga.me ist ein Idle Clicker RPG-Spiel. Über einen längeren Zeitraum hinweg verbessert man seine Ausrüstung und Spielstärke, um die nächsten Gegner besiegen zu können. 

Sollte sich ein ausreichend großes Interesse and diesen jetzt noch sehr rudimentären Spielen zeigen, dann werde ich sie weiter ausbauen.

Psychologische und Kognitive Wirkungen von gut gemachten Spielen

Gut gemachte Spiele zeichnen sich dadurch aus, dass der Spieler sehr schnell und ohne Mühe in sie versinkt und seine ganze Aufmerksamkeit auf einen kleinen Mikrokosmos richtet. Das Erreichen von Fortschritt muss ausreichend herausfordernd sein, um sich wie ein echtes überkommen einer Hürde anzufühlen, darf einem aber auch nicht zu leicht entgegenkommen.

Dieses In-den-Bann-ziehen hilft mir persönlich sehr, um kognitiv zu entspannen, weil die echten Aufgabe, die das Leben stellt, eben nicht so einfach und verlässlich lösbar sind, wie eine Spielaufgabe. Spiele bieten einen Raum der Klarheit und Fairness, die die echte Welt so meistens nicht bietet. Und das ist, nach meiner Erfahrung, entspannend für die Psyche und hilft mir immer wieder Burn-Out-Symptome schon im Keim zu ersticken.

Computerspiele als Kunstform

In den letzten Jahren haben sich Computerspiele immer mehr als Form von Ausdruckskunst etabliert. Ich meine damit nicht nur die großen Blockbuster der finanzstarken Entwickler, sondern vor allem auch Spiele aus kleinen Nischen, die von wenigen oder gar Einzelpersonen programmiert werden.

Diese Nische der so genannten Indie-Games konnte sich etablieren, weil es immer bequemerere Tools zur Spielegestaltung gibt, wie etwa die Unity-Engine, aber auch weil kleinen Progammierern gute Vertriebswege, wie etwa die Steam-Plattform, offen stehen. Dazu kommt, dass Streamer und Social Media Influencer lukrativen Content mit Hilfe der kleinen Spiele produzieren können.

Im Gegensatz zu den klassischen Formen von Kunst und Medien, bieten Computerspiele ein umfangreiches Arsenal an interaktiven medialen Möglichkeiten. Damit meine ich, dass Entwickler in Gestaltung von Klang und Bild nahezu unbeschränkte Möglichkeiten haben. Die Interaktion zwischen dem Spiel und dem Spieler erlaubt einen Leitfaden für die kognitive und emotionale Entwicklungen über einen längeren Zeitraum von Minuten oder gar Stunden, der sonst in dieser Art nicht zu realisieren ist. Bei Spielen kann man sehr eng mit dem Konsumenten interagieren, weil seine Steuerungsbefehle das im nächsten Schritt zu Erlebende maßgeblich mit steuern.

Wie etwa in der Malerei, der Musik oder des Films, lassen sich auch mit Compuerspielen sehr unerschiedliche Prozesse beim Konsumenten anstoßen. Man kann eine historische Geschichte erzählen, einen Reaktionssport anbieten oder verschiedene Extrememotionen ausreizen.

Besonderheiten der Spieleprogrammierung für Web-Browser in JavaScript

Ein aus meiner Sicht großer Nachteil für die weitere Verbreitung von Compuerspielen ist die Notwendigkeit von Installationen oder das Erstellen von User-Accounts. Dies beschränkt die Zielgruppe bereits. Ich selbst mag es nicht, immer neue Accounts und installierte Programme anzuhäufen. Deshalb bevorzuge ich für den Desktop-Computer Spiele die ohne irgend eine Anmeldung direkt im Browser aufzurufen sind, genau wie eine einfache Internetseite.

Für diese Form der Spiele-Programmierung gibt es die Programmiersprache JavaScript und weitere Techniken für Webapplikationen, wie CSS und HTML. Aber diese Technik ist sehr unbeliebt bei Spieleentwicklern aus einer Reihe von Gründen:

  • Man erreicht schnell die Leistungs-Grenzen bei grafisch aufwendigen Umsetzungen. Spiele in JavaScript können nur sehr einfache Grafische Realisierungen und Effekte anzeigen.
  • Verschieden Browser, etwa Googles Chrome und Microsofts Edge Browser interpretieren Programme in JavaScript und Anwendungen von CSS geringfügig unterschiedlich. Aus diesem Grund müssen Entwickler jeden Spielschritt auf allen mainstream Browsern austesten
  • JavaScript ist arm an Bibliotheken und arm an Entwicklertools. Programmierer müssen hier sehr old-school vieles von einer ganz rudimentären Basis aus aufbauen.
  • Wenn man Game Design studiert, wird man an die Sprachen, Tools und Engines eingeführt mit denen sich bequemer sehr viel komplexere Spieleprojekte umsetzen lassen.
  • JavaScript unterstützt Objekt-orientierte Programmierung nicht vollständig. Genauer gesagt, einmal erzeugte Objekte können nicht zerstört werden. Daher würde bei einem komplexen Spiel schnell der Arbeitsspeicher vollaufen. Daher muss man viel imperativ programmieren, was allgemein als veralterte Technik verstanden und gelehrt wird.

Es ist meine persönliche Überzeugung, dass der einfachere Zugang im Webbrowser für viele Spieleanwendungen die diversen Nachteile der Webprogrammierung aufwiegt. Insbesondere glaube ich, dass hochauflösende Grafik- und 3D-Effekte oftmals vergleichsweise wenig zum Kern des Spieleerlebnisses beitragen.

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